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Offener Brief an den Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Karl-Josef Laumann

„Coronabonus" auch für weitere Gesundheitsberufe.

Sehr geehrter Herr Minister Laumann,

wir wenden uns anlässlich Ihrer Stellungnahme zum sogenannten „Coronabonus" für Altenpflegekräfte vom 11.05.2020 auf aerzteblatt.de an Sie.

Die aktuelle Coronapandemie stellt uns alle, insbesondere aber die Beschäftigten des Gesundheitswesens, vor eine nie dagewesene Belastungsprobe. Auch wenn die Zahl der an COVID-19 erkrankten Patienten bislang glücklicher Weise hinter den schlimmsten Befürchtungen zurückgeblieben ist, müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitsbranche, die tagtäglich in engstem Kontakt am und mit den Patienten arbeiten, permanent mit der Gefahr einer Infektion leben.
Dies betrifft nicht nur die klassischen Pflegekräfte, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsmittelleistungserbringer. Die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln erfordert umfangreiche Beratungen, Anproben und Körperkontakt. Der empfohlene Mindestabstand muss dabei regelmäßig erheblich unterschritten werden. Die derzeit schwierige Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung und der, im Vergleich zu anderen Leistungssektoren, fehlende finanzielle Ausgleich der damit verbundenen Mehrbelastungen erfordern es, den Patienten, die dringend eine Versorgung zur Behandlung ihrer Krankheit oder zum Ausgleich ihrer Behinderung benötigen, häufig auch ohne ausreichenden Schutz nahe zu kommen.

Dieses Risiko nehmen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag in Kauf. Das Wohl der Patienten und eine menschlich zugewandte sowie qualitativ hochwertige Versorgung liegen uns besonders in dieser schweren Zeit am Herzen.

Ergänzend haben viele Hilfsmittelleistungserbringer zu Beginn der Krise wahre Kraftakte vollbracht, um den Krankenhäusern mit zum Teil sehr frühzeitigen Patientenentlassungen freie Kapazitäten zu schaffen. Dies war nur unter erheblichen physischen und psychischen Belastungen möglich, die bis heute anhalten.

Wir begrüßen ausdrücklich, dass die erheblichen Anstrengungen, die seitens der Leistungserbringer vollbracht werden, von der Politik anerkannt und gewürdigt werden. Wir halten es auch für den richtigen Schritt, auf Worte nun Taten folgen zu lassen. Deshalb ist die finanzielle Honorierung der Anstrengungen in der Altenpflege für die dort tätigen Menschen nur konsequent und folgerichtig.

Wir können jedoch nicht nachvollziehen, warum hier ein nur sehr kleiner Teil der Beschäftigten im Gesundheitsbereich in den Genuss einer finanziellen „Wiedergutmachung" durch den Staat für die Entbehrungen und Belastungen während der Corona-Krise kommt. Der Beitrag der Altenpflegerinnen und Altenpfleger in der momentanen Situation ist unbestritten. In Ihrer Stellungnahme betonen Sie, das Personal in der Altenpflege sei während der Pandemie besonderen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt und trage ein erhöhtes Risiko, bei der täglichen Arbeit selbst an COVID-19 zu erkranken. Diese Aussage trifft jedoch ausnahmslos und ohne Abweichung ebenfalls auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsmittelleistungserbringer zu, die täglich bei Hausbesuchen, in Kliniken oder im eigenen Laden genau diesen Belastungen ausgesetzt sind.

Wir appellieren daher an Sie, Ihre Auffassung zu einer Übertragbarkeit des „Coronabonus" auf andere Gesundheitsberufe zu überdenken. Ein Ausschluss der Mitarbeiterinnen und   Mitarbeiter der Hilfsmittelleistungserbringer wird weder deren Relevanz an sich, noch ihrem täglichen Einsatz gerecht. Aus unserer Sicht gibt es keinen anderen Schluss, als ein gleiches Risiko, eine gleiche Belastung und eine gleiche Relevanz auch mit einer gleichen Reaktion, in diesem Fall einem finanziellen Bonus, zu honorieren.

Der Gedanke, dass die Hilfsmittelleistungserbringer ihren Mitarbeitern einen solchen Bonus aus eigenen finanziellen Mitteln leisten sollen, ist dabei illusorisch und komplett abwegig. Die Auswirkungen der Coronapandemie gehen auch an unserer Branche nicht spurlos vorüber. Im Gegenteil: In vielen Bereichen ist es zu drastischen Umsatzrückgängen gekommen. Bereits in den letzten Jahren ist es anlässlich ständig sinkender Vertragskreise mit der gesetzlichen Krankenversicherung bekanntermaßen zu einem Ausbluten des Mittelstandes in dieser Branche gekommen. Die jetzigen Einschränkungen schnüren unserer Branche somit vollends die Luft ab, so dass wir auch an dieser Stelle dringend staatliche Unterstützung benötigen.

Im Sinne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch im Interesse der von uns versorgten Patientinnen und Patienten, bitten wir um Ihr Gehör und Ihre Fürsprache in dieser Sache! Gern erläutern wir Ihnen auch in einem persönlichen Gespräch via Videokonferenz die besonderen Herausforderungen der Hilfsmittelversorgung ein wenig näher.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung und einen offenen Austausch zum Thema.

Mit freundlichen Grüßen

Jens Sellhorn, Geschäftsführer & Detlef Möller, Aufsichtsratsvorsitzender