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Der rehaVital-Branchenkongress: Das war die rehaVision 2022

Die rehaVision ist ein neu konzipierter Branchenkongress der rehaVital Gesundheitsservice GmbH, der erstmals im Juni in Hamburg abgehalten wurde. Neben der Mitglieder- und der Gesellschafterversammlung am ersten Veranstaltungstag war die rehaVision darauf ausgelegt, sich gemeinsam mit den rehaVital-Mitgliedsunternehmen, Lieferanten- und Netzwerkpartnern den Herausforderungen der Hilfsmittelbranche der nächsten Jahre zu stellen.

Diskussionsrunde auf einer Bühne. Fünf Männer sitzen nebeneinander in Stühlen. Vor ihnen stehen kleine Tische mit Wasserflaschen

Der erste Tag der rehaVision wurde mit der Mitgliederversammlung, moderiert von rehaVital-Geschäftsführer Jens Sellhorn und rehaVital-Aufsichtsratsvorsitzender Detlef Möller, eingeleitet. Nach einem kurzen Rückblick ins Jahr 2021 und der Begrüßung der in 2022 neu aufgenommenen rehaVital-Mitglieder beschreibt Detlef Möller seine derzeitige Situation wie folgt: „Die rehaVital hat mich von der Themenvielfalt noch nie so gefordert wie in den letzten drei Jahren.“

Gemeint sind damit die Herausforderungen aus Pandemie und Ukrainekrieg, wie etwa die Kostenentwicklung am Markt oder Liefer- und Kapazitätsengpässe. Aber auch neue Wettbewerber, die zunehmende Relevanz strategischer Netzwerkpartner oder das Thema Fachkräftemangel gehören zu den beständigen Agendapunkten der Verbundgruppe. „Um diese Themen erfolgreich zu meistern, bedarf es eines starken Verbundes im Rücken, wie wir ihn mit der rehaVital haben“, so Möller. In diesem Kontext stellte Jens Sellhorn den Geschäftsbericht 2021 vor. Im Einkauf konnte aufgrund der erheblichen Marktverwerfungen und erschwerten Marktzugänge lediglich eine Seitwärtsbewegung von plus 2 % erreicht werden.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt an diesem Tag jedoch das Thema der Online-Einlagenversorgung. Um die Chancen des gestiegenen Onlinevertriebs zu nutzen und gleichzeitig den Vorgaben des Handwerksrechts ausnahmslos zu entsprechen, stellt Jens Sellhorn im Namen des Aufsichtsrates den Plan eines Multichannel-Ansatzes als zukünftigen Vertriebsweg vor. Dabei entscheidet die Indikation, ob eine on- oder offline Versorgung stattfinden wird. Das Für und Wider wurde von den Mitgliedern offen, jedoch kontrovers diskutiert.

Passend zum Tenor der Versammlung trat Hartmut Goldboom, Direktor Gesellschafterentwicklung bei der hagebau, im Anschluss auf die Bühne. Mit seinem Vortrag „Verbundgruppen im Wandel“ bekräftigte er die Notwendigkeit, Kundenbedürfnisse konsequent in den Mittelpunkt zu stellen und bestehende Strukturen zugunsten digitaler Geschäftsprozesse neu zu denken.

Auch die Gesellschafterversammlung war fester Programmpunkt der rehaVision. Im letzten offiziellen Teil des ersten Tages wurde über gesellschaftsrechtliche Themen wie z. B. die Entlastung des Aufsichtsrates und des Geschäftsführers abgestimmt.
Der zweite Tag der rehaVision stand ganz im Zeichen des Austauschs. Einblicke in die derzeitigen Herausforderungen in den Bereichen Einkauf und Vertragsmanagement erhielten die Mitglieder im Rahmen der Vorträge aus den rehaVital-Fachabteilungen. Frachtkostenerhöhungen, Materialengpässe und Veränderungen der Marktakteure sind noch immer die treibenden Themen im Bereich der Beschaffung sowie der Vertragsverhandlungen. Lieferketten sind und bleiben für längere Zeit massiv gestört, so rechnet man nicht mit einer Rückkehr auf Vor-Corona-Niveau in den nächsten Monaten oder gar Jahren. Das aktuell stabile Wachstum im Einkauf ist zu einem erheblichen Anteil auf die erfolgreiche Akquise neuer Lieferanten und Mitglieder zurückzuführen. Im Vertrieb und Krankenkassenmanagement wurde dargestellt, wie diese einzelnen Preissteigerungen den Krankenkassen vermittelt werden und wie die rehaVital organisiert ist, um nahtlos zum 01.01.2023 neue Verträge zu verhandeln.

Der Bereich IT und Digital Services stellte seine aktuellen Entwicklungen in Form von Live-Präsentationen vor. Das rehaVital-Tochterunternehmen CSE Healthcare GmbH erklärte zusammen mit der opta data Gruppe das Produkt careMed.one – eine App zur Patientenversorgung – am Beispiel der Wunddokumentation. Nutzer:innen profitieren dabei von der automatisierten Stammdatenübernahme und einem Versorgungsleitfaden zur Dokumentation, der nach Erstellung als automatisierte Benachrichtigung an Pflegedienst und ärztliches Fachpersonal geht und den Rückfluss der Daten ins Stammsystem sicherstellt. Die opta data stellte als weiteres Projekt eine Call-Center-Lösung vor, die auf die speziellen Bedürfnisse von Kund:innen der Leistungserbringer zugeschnitten ist. Auch die Recare Deutschland GmbH sowie die Pflegeplatzmanager GmbH waren zu Gast. Mit ihren digitalen Entlassplattformen für Krankenhäuser und Nachversorger demonstrierten sie die automatische Anbindung an das Vertrags- und Dokumentenmanagement System VDMS der rehaVital, mit dem Versorgungsanfragen automatisiert gefiltert und direkt beantwortet werden können. Zum neu aufgesetzten VDMS-System konnten die rehaVital-Mitglieder vor Ort auch gleich Fragen zu Umgang und Bedienung stellen. Wiederum als Vortrag verpackt stellten Dr. Jan Helmig (opta data Gruppe) und Axel Sigmund (BIV-OT) die Entwicklungen und ersten Ergebnisse eines Pilotprojektes zur eVerordnung vor.

So vielfältig das Programm, so vielfältig auch die Gäste. Ab Mittag wurde der Teilnehmerkreis um die Lieferanten- und Netzwerkpartner des rehaVital-Verbundes erweitert. Vorträge verschiedener Gastredner und daran anschließende Diskussionsrunden lieferten in den Nachmittagsstunden zahlreiche Denkanstöße und ließen wohl jedes Mitgliedsunternehmen den eigenen Status quo hinterfragen. Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky erläuterte in seinem Vortrag den sogenannten reality gap, die Auseinandersetzung mit der eigenen Strategieentwicklung. Demnach stelle sich die Frage: Ist die Weiterführung der bestehenden Unternehmensstrategie der richtige Weg oder können – unter Einbindung neuer Technologien und Geschäftsprozesse – Chancen ergriffen werden, um die Veränderungen im Marktumfeld, insbesondere in der Digitalisierung, (besser) für sich zu nutzen? Dazu zeigte er u. a. den Einfluss der großen Technologieunternehmen auf.

Ein weiterer Gastredner war Andreas Arntzen, CEO des Wort & Bild Verlages. Zum Thema „Unser Marktumfeld im Wandel“ lud er Matthias Lettermann (Sanitätshaus Lettermann), Thomas Möller (Sanitätshaus Stolle), Patrick Grunau (rehaVital) und Jens Sellhorn zur offenen Diskussion zu sich auf die Bühne ein. Zur Qualität des Kundenservices in Sanitätshäusern sowie des digitalen Angebots schilderte er kontroverse Erfahrungen. Sein Aufruf ins Publikum: Kundenbedürfnisse in den Fokus rücken, neuen Themen mit positiver Einstellung begegnen, Partnerschaften bilden. Die Digitalisierung im Alltag verschiebe die Erwartungen der Kund:innen und sollte somit auch das Marktumfeld in der Hilfsmittelbranche in Bewegung setzen.

Mit dem letzten Gastredner des Tages, Holger Gnekow, Inhaber der Hamburger Adler Apotheke, findet der Appell von Arntzen Gehör. Gnekow stellte die Software CareConnector vor, die in Zusammenarbeit mit der CSE Healthcare GmbH vor rund sieben Jahren in Pionierarbeit entwickelt wurde. Das sektorenübergreifende Medikationsmanagement-Tool wird eingesetzt, um Prozesse zur Patientenversorgung zu vereinfachen und die verschiedenen therapeutischen Instanzen digital miteinander zu vernetzen.  
Insgesamt nahmen über 300 Teilnehmer:innen an der rehaVision teil. Die äußerst gelungene Auftaktveranstaltung, welche das nächste Mal 2024 stattfinden soll, kommentiert Jens Sellhorn wie folgt: „Wir stellen uns den aktuellen Herausforderungen der Branche und werden gemeinsam Lösungen für alle derzeitigen „Brandherde“ erarbeiten. Gleichzeitig möchten wir auch für die Themen der Zukunft vorbereitet sein. Die rehaVision stellte das Thema Zukunft aus diesem Grund in den Mittelpunkt.“