Schlaganfall: Das müssen Sie wissen!
In Deutschland sind jedes Jahr rund 270.000 Menschen von einem Schlaganfall betroffen – das sind im Durchschnitt knapp 550 pro Tag. Es handelt sich hierbei immer um einen Notfall und muss schnellstmöglich medizinisch behandelt werden. Am besten in einer Stroke Unit.
ℹ️ Was ist eine Stroke Unit?
Eine Stroke Unit ist eine Spezialstation für die schnelle und umfassende Behandlung eines Schlaganfalls.
Lebensnotwendige Funktionen der Betroffenen können hier rund um die Uhr überwacht und von erfahrenem Fachpersonal behandelt werden.
Wird die richtige Therapie sofort eingeleitet, können die Symptome oft vollständig verschwinden. Häufig bleiben jedoch dauerhafte Folgen zurück, so dass die Betroffenen ihr Leben lang auf Hilfsmittel angewiesen sind oder sogar gepflegt werden müssen. Bei irreparablen Folgen zielt die langfristige Behandlung und Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln darauf ab, den Betroffenen größtmögliche Eigenständigkeit und Lebensqualität zu bieten. Im Folgenden erfahren Sie alles Wichtige zum Thema.
Definition: Was passiert bei einem Schlaganfall?
Die Ursachen können vielfältig sein. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen:
Löst ein plötzlicher Gefäßverschluss den Schlaganfall aus, spricht man auch von Hirninfarkt oder einem ischämischen Schlaganfall. Der Gefäßverschluss wiederum kann durch ein Blutgerinnsel oder Gefäßablagerungen herbeigeführt werden.
Auch eine Blutung kommt als Ursache in Frage. Diese Form nennt man hämorrhagischen Schlaganfall. Die Durchblutungsstörung führt zu einer akuten Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dadurch kann es zu Schäden der Gehirnzellen kommen, die vorübergehend sein können. Es sind jedoch auch irreparable Schäden möglich.
Ursachen: Wie kommt es zu einem Schlaganfall?
Es existieren verschiedene Risikofaktoren für einen Hirninfarkt. So ist die Mehrheit der Betroffenen über 60 Jahre alt. Auch die genetische Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen. Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes Mellitus sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen das Schlaganfallrisiko ebenfalls. Es gibt jedoch auch Risikofaktoren, gegen die jeder etwas tun kann – beispielsweise das Rauchen, mangelnde Bewegung, Übergewicht oder ein hoher Alkoholkonsum.
Symptome: Gibt es frühe Anzeichen für einen Schlaganfall?
In manchen Fällen gibt es Vorboten für einen bevorstehenden Schlaganfall. Beispielsweise durch Symptome wie kurzzeitige Lähmungen oder ein taubes Gefühl in einer Körperhälfte ankündigen. Auch vorübergehende Störungen der Sprachfähigkeit,des Sprachverstehens oder Sehstörungen können darauf hindeuten. Man bezeichnet dies auch als Mini-Schlaganfall oder ischämische Attacke.
Beim echten Apoplex (hier spricht man von einem vollendeten Schlaganfall) zeigen sich die typischen Symptome wie halbseitige Lähmungen, Sprachstörungen und heftige Kopfschmerzen. Mit dem sogenannten FAST-Test lässt sich überprüfen, ob möglicherweise tatsächlich ein Hirnschlag die Ursache für die Beeinträchtigungen ist:
- Face (engl. Gesicht): Häufig ist bei einem Schlaganfall eine Gesichtshälfte gelähmt. Beim FAST-Test bittet man Betroffene, zu lächeln. Ist dies nur halbseitig möglich, liegt höchstwahrscheinlich ein Schlaganfall vor.
- Arms (engl. Arme): Patient:innen werden gebeten, die Arme nach vorne auszustrecken. Auch hier wird es bei einem Hirninfarkt schwerfallen, die Arme oder einen Arm zu heben.
- Speech (engl. Sprache): Betroffene sollen einen beliebigen, einfachen Satz nachsprechen. Bei verwaschener Sprache oder Sprachstörungen ist ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schlaganfall eingetreten.
- Time (engl. Zeit): Fällt einer der Tests positiv aus, ist keine Zeit zu verlieren. Bei der Behandlung eines Hirninfarktes zählt jede Sekunde – es muss sofort ein Notarzt verständigt werden.
Behandlung: Welche Therapie wird nach einem Schlaganfall angewendet?
Die akute Behandlung des Schlaganfalls richtet sich in erster Linie nach der Ursache:
- Beim Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) geht es darum, die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dies kann z.B. durch die Gabe von Medikamenten geschehen, die das Blutgerinnsel, das für den Infarkt verantwortlich ist, auflösen. Alternativ kann es vor allem bei größeren Gerinnseln auch nötig sein, dieses operativ zu entfernen.
- Handelt es sich hingegen um eine Hirnblutung, muss diese zunächst gestoppt werden, um Schädigungen am Gewebe zu vermeiden.
Nach der Akut-Behandlung findet eine neurologische Rehabilitation statt. Die Rehabilitation findet in der Regel stationär statt und wird von der Krankenkasse für drei Wochen bewilligt. Auf Antrag der behandelnden Ärzt:innen können die Maßnahmen bei Bedarf verlängert werden.
Die "klassischen" Therapiemaßnahmen in einer neurologischen Rehabilitationsklinik sind dabei:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Logopädie
- Diätberatung
- Neuropsychologie
Das Ziel der Rehabilitation ist, verlorengegangene Funktionen so gut wie möglich wiederherzustellen und zu einem selbstständigen Leben zu verhelfen. Dies passiert nicht über Nacht und muss auch nach der stationären Behandlung mit viel Geduld weiter in Eigenarbeit fortgeführt werden.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Hilfsmittel und wie es nach einem Schlaganfall weitergeht.
Nach dem Schlaganfall: Der Schritt zurück nach Hause →
Spätfolgen: Welche dauerhaften Folgen kann ein Schlaganfall haben?
Viele der typischen Symptome können trotz schneller Behandlung und neurologischer Rehabilitation bestehen bleiben, wenn die entsprechenden Hirnareale dauerhaft geschädigt sind. Man unterscheidet zwischen neurologischen, neuropsychologischen und psychischen Folgen. Bleiben nach einem Schlaganfall längerfristige Beeinträchtigungen zurück, können medizinische Hilfsmittel den Betroffenen bei der Bewältigung ihres Alltages helfen.
Die medizinischen und sanitätstechnischen Hilfsmittel werden dabei dem individuellen Bedarf des Erkrankten, der Angehörigen und Pflegenden angepasst. Die fachkundigen Sanitätstechniker:innen in Ihrem Sanitätshaus in der Nähe beraten Sie gerne, welche Hilfsmittel in Ihrem Fall sinnvoll sind und wie Sie für Ihre persönlichen Bedürfnisse konfiguriert werden können.
Neurologische Folgen (körperliche Auswirkungen / Motorik)
Dieses Symptom ist sehr häufig und kann dauerhaft bestehen bleiben. Da die Hirnhälften überkreuz funktionieren, ist bei einer Durchblutungsstörung auf der rechten Seite des Gehirns die linke Körperhälfte betroffen und umgekehrt. Die Schwere der Halbseitenlähmung (Hemiparese) kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Eine Hemiparese liegt vor, wenn die Erkrankten auf einer Seite Arm und Bein gar nicht mehr bewegen können. Andere leiden unter einer Hemiplegie, bei der lediglich eine Taubheit und Muskelschwäche auf einer Körperhälfte vorliegt. Auch die Gesichtsmimik ist oft betroffen, hier spricht man von einer Fazialisparese.
Die Schwere der Halbseitenlähmung ist in vielen Fällen maßgeblich dafür, ob Betroffene auf einen Rollstuhl angewiesen sind oder sich eigenständig fortbewegen können. Mit intensiver Physiotherapie können viele Erkrankte das Gehen wieder neu erlernen, meist bleiben jedoch Beschwerden zurück. Bei der Rehabilitation können medizinische Hilfsmittel wie Bewegungstrainer hilfreich sein. Bandagen und Fußheber-Orthesen können Betroffenen dabei unterstützen, ihre Beschwerden auszugleichen.
Medizinische Hilfsmittel wie Gehhilfen und Rollatoren verleihen Patient:innen mehr Mobilität. Treppensteiger und Treppenlifte sorgen dafür, dass Betroffene die Treppen in ihrem Zuhause nutzen können, ohne einen Sturz befürchten zu müssen. Auch das Badezimmer sollte angepasst werden, beispielsweise durch Badelifte, Duschhocker und WC-Hilfsmittel.
In schweren Fällen der Halbseitenlähmung, in denen Erkrankte auf Pflege angewiesen sind, können Lagerung- und Aufrichtsysteme sowie elektronische Pflegebetten den Komfort erhöhen und pflegende Angehörige entlasten.
Schluckstörungen treten bei ungefähr jedem zweiten Schlaganfall-Patienten auf. Es kann für Betroffene sehr belastend sein und im schlimmsten Fall zu Atemwegsinfektionen oder sogar Lungenentzündungen führen, wenn Nahrungsmittel statt in die Speiseröhre in die Luftröhre gelangen. Hier können Enterale Ernährung und Trinknahrung sinnvoll sein, um dieser Gefahr vorzubeugen.
Spastische Muskelkrämpfe und Bewegungsstörungen entstehen, wenn die Muskeln eine zu hohe Eigenspannung aufweisen. Die Beschwerden treten meist erst Wochen oder Monate nach dem Schlaganfall auf. In der Regel ist die Spastik dauerhaft, jedoch können die Beschwerden mit Medikamenten, Physiotherapie oder speziellen Hilfsmitteln aus dem Sanitätshaus abgemildert werden. Dies ist wichtig, da es ansonsten zu Fehlstellungen und Muskelverkürzungen kommen kann, die weitere Bewegungsstörungen verursachen. Ebenso wie bei der Halbseitenlähmung ist auch bei spastischen Muskelproblemen die Wohnraumanpassungen für mehr Barrierefreiheit unerlässlich.
Hierbei handelt es sich um motorische Störungen, welche die Lautbildung und damit die Sprachfähigkeit beeinträchtigen. Ein intensives Training ist bei der durch einen Schlaganfall verursachten Dysarthrophonie häufig erfolgreich.
Solange Patient:innen sich nicht oder nur mühsam verständlich machen können, helfen Kommunikationshilfen oder Sprachausgabecomputer im Alltag bei der Verständigung. In schweren Fällen kann auch die Atmung des Patienten beeinträchtigt sein. Hier ist die Anwendung von Beatmungsgeräten zur Sauerstofftherapie wichtig, um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen.
Wenn Patient:innen nach einem Schlaganfall unter Gedächtnisstörungen leiden, sich schlecht konzentrieren und orientieren können, kann es sich um eine vaskuläre Demenz handeln. Mit gezieltem Gedächtnistraining und Ergotherapie können die Folgen abgemildert werden
Bei etwa fünf bis acht Prozent der Erkrankten kommt es in der Folge zu einem oder mehreren epileptischen Anfällen. In der Regel treten diese Anfälle in der ersten Woche nach dem Schlaganfall auf. Ist dies der Fall, werden Patient:innen medikamentös behandelt, um weiteren Anfällen vorzubeugen. Manche Patient:innen entwickeln eine chronische Epilepsie, dies ist aber bei einer konsequenten Therapie nach dem ersten Anfall sehr selten.
Neuropsychologische Folgen (Sinneswahrnehmung und kognitive Funktionen)
Anders als bei der Dysarthrophonie ist bei der Aphasie nicht die Lautbildung, sondern das Sprachverstehen beeinträchtigt. Betroffene finden die richtigen Worte nicht mehr, sprechen sie nicht korrekt aus oder verwechseln Laute. Mit einem intensiven Sprachtraining können die Folgen abgemildert werden. Dies ist wichtig, da das Sprachverstehen für die Teilnahme am sozialen Leben und damit für das Wohlbefinden der Betroffenen von entscheidender Bedeutung ist.
Bei dieser Funktionsstörung ist die Aufmerksamkeit der Betroffenen für eine Körperhälfte reduziert. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass sie die betroffene Körperhälfte bei der Körperhygiene auslassen.
Nach einem Schlaganfall kann es zu unterschiedlichen Sehstörungen kommen – wie doppeltes oder verschwommenes Sehen, aber auch Beeinträchtigungen des räumlichen Sehens.
Die Planung von Handlungen erfordert ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Gehirnregionen und kann nach einem Schlaganfall langfristig gestört bleiben. Dies ist in der Regel dauerhaft.
Diese Art von kognitiven Leistungseinbußen tritt bei etwa 80 Prozent aller Patient:innen auf. Mit gezieltem Konzentrationstraining können sich die Beschwerden verbessern, dies braucht jedoch meist Zeit. Die Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten wird von Betroffenen oft als besonders belastend empfunden.
Ist der Frontal- oder Temporallappen beschädigt, kann sich dies auf die Persönlichkeit auswirken. Mit Hilfe von interdisziplinären Therapieansätzen können sich die Folgen in vielen Fällen wieder zurückbilden, jedoch nicht immer.
Psychische Folgen
Nach einem Hirnschlag treten Depressionen sehr häufig auf, weshalb man von einer Post Stroke Depression spricht. Eine neurologische und psychiatrische Behandlung ist besonders wichtig, auch eine psychotherapeutische Begleitung ist unbedingt zu empfehlen. Meist werden Anti-Depressiva eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern.
Für Betroffene ist ein Schlaganfall oft ein traumatisierendes Erlebnis. Sie können eine Angststörung entwickeln, die häufig mit einer Depression einhergeht und ebenfalls von Fachärzt:innen behandelt werden sollte.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe