Häusliche Pflege – so sind Sie vorbereitet!
Wo erhalten Sie Unterstützung?
Ein erster wichtiger Schritt ist die Informationsbeschaffung. Das Bundesfamilienministerium bietet mit dem Pflegetelefon schnelle Hilfe und Orientierung. Das Pflegetelefon ist von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 18 Uhr unter der Rufnummer (030) 201 791 31 und per E-Mail an zu erreichen.
Eine weitere Anlaufstelle kann auch ein Pflegestützpunkt sein, wo viele Fragen beantwortet werden und Hilfe bei notwendigen Antragstellungen gegeben wird, wie: AWO, Caritas, Diakonie. Selbstverständlich finden Sie auch Unterstützung in Ihrem Sanitätshaus.
Selbsthilfe-Netzwerke bieten außerdem regelmäßigen Gedanken- und Erfahrungsaustausch. Eine zentrale Anlaufstelle ist die "NAKOS" –, Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen. Dort findet man Adressen, Informationen auch speziell über Selbsthilfe und Pflege.
Wie organisieren Sie den Alltag?
Berufen Sie den Familienrat ein, um die Organisation der Pflege gemeinsam zu besprechen. Absprachen sollten verbindlich sein und in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst werden.
Folgendes muss organisiert werden:
- Die Führung des Haushalts, insbesondere allgemeine Hausarbeiten
- Einkaufen und Erledigungen
- Reinigungstätigkeiten
- Durchführung von kleinen Reparaturen
- Wäsche
- Versorgung von Haustieren und Pflanzen
- Zu- und Vorbereiten von Mahlzeiten und Getränken oder organisieren von "Essen auf Rädern"
- Unterstützung beim An- und Ausziehen
- Hilfe bei der Körperpflege, Haarpflege, Rasur, Maniküre, Pediküre
- Gestaltung des Tagesablaufes
- Pflegen von sozialen Kontakten, besonders Gespräche und Unterhaltung wie Vorlesen
- Unterstützung bei der Freizeitgestaltung
- Begleitung zu Behörden oder Ärzten
- Beaufsichtigung des Pflegebedürftigen
- Führung eines Haushaltsbuches
Was passiert, wenn Sie selbst ausfallen?
Ein ambulanter Pflegedienst unterstützt Sie bei der Pflege zu Hause. Das Leistungsspektrum der häuslichen Pflege erstreckt sich über verschiedene Bereiche. Dies sind vor allem: Hilfe bei der Körperpflege und der häuslichen Behandlungspflege, wie zum Beispiel die Eingabe von Medikamenten. Außerdem übernimmt der Pflegedienst die hauswirtschaftliche Betreuung wie Einkaufen und Kochen.
Die Tages- und Nachtpflege ist eine teilstationäre Betreuungsform, in der der erkrankte Mensch außerhalb der eigenen Wohnung mehrere Tage oder Nächte betreut wird. Grundsätzlich sind bei den Pflegekassen Listen der Einrichtungen in der Umgebung erhältlich, auf denen es auch Informationen über die angebotenen Leistungen gibt.
24-Stunden-Pflege im Rahmen einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu Hause lebt die betreuende Hilfskraft normalerweise zusammen mit dem Pflegebedürftigen in einem Haushalt. Damit wird eine intensive und umfängliche Betreuung sichergestellt, die in vielen Fällen die einzige Alternative zu einem Pflegeheim ist. Das positive an dieser Betreuungsform ist, dass die kontinuierliche Anwesenheit einer betreuenden Hilfskraft für neue Motivation sorgt.
Eine Verhinderungspflege ist dafür gedacht, dass Sie sich Hilfe ins Haus holen oder auch mal in den Urlaub fahren können oder im Falle einer Krankheit eine Vertretung haben. Dazu haben Sie die Möglichkeit, einen ambulanten Pflegedienst zu engagieren oder sich von Freunden oder Verwandten vertreten zu lassen. Verhinderungspflege kann bis zu sechs Wochen im Jahr in Anspruch genommen werden und ist mit einem Kostenrahmen bis zu 1.612 Euro begrenzt.
Pflegeheime bieten für Pflegebedürftige, die zu Hause versorgt werden, teilstationäre Nachtpflege an. Um pflegerische Leistungen wie Grundpflege und Krankenpflege auch in der Nacht fortzusetzen, wenn es der Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen erfordert, kommt eine Pflegekraft sogar zu Ihnen nach Hause.
Bei der Kurzzeitpflege wird der pflegebedürftige Angehörige für mehrere Tage stationär aufgenommen. Man spricht von Kurzzeitpflege, wenn eine pflegebedürftige Person für eine begrenzte Zeit einer vollstationären Pflege bedarf. Die Möglichkeit der Kurzzeitpflege kann für beide Parteien eine sichere und entlastende Betreuungsform sein. Daher sollten Sie den Anspruch für die Kurzzeitpflege unbedingt bei der Pflegekasse geltend machen. Sie ist allerdings auf acht Wochen im Jahr begrenzt.
Ehrenamtliche Helfer oder Helferinnen beschäftigen sich mit pflegebedürftigen Menschen, lesen ihnen vor, gehen mit ihnen spazieren oder erledigen kleinere Aufgaben. Diese finden Sie zum Beispiel in wohltätigen Vereinen und Verbänden wie bei den Johannitern, der Caritas und beim Deutschen Roten Kreuz. Fragen Sie einfach bei einem örtlichen Ansprechpartner der Organisationen oder bei dem oben erwähnten Pflegetelefon nach. In der Regel können Ihnen dort ehrenamtliche Helfer vermittelt werden.
Vergessen Sie sich selbst nicht
Bei den ganzen Erledigungen und der aufopfernden Fürsorge, vergisst man schnell seine eigenen Bedürfnisse, die eigene Gesundheit wird hintangestellt. Aber um einen Angehörigen vollumfänglich und langfristig versorgen zu können, sollten Sie unbedingt an sich denken. Daher:
- Achten Sie auf sich
- Nehmen Sie sich Auszeiten
- Lesen Sie
- Trinken Sie in Ruhe einen Kaffee oder Tee
- Treffen Sie sich mit Freunden
- Führen Sie Telefonate mit Freunden
- Gehen Sie einem Hobby nach
- Gehen Sie spazieren und genießen Sie die Schönheit der Natur
- Es gibt verschiedene Entspannungsangebote – finden Sie heraus, was Ihnen guttut
- Halten Sie sich mindestens fünf Freiräume im Monat frei, zur Bewahrung Ihrer eigenen Interessen
- Gehen Sie allein mit Ihrem Partner aus
Unser rehaVital-Tipp:
Entspannungskurse werden von Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden und Familienbildungsstätten angeboten. Die Kosten werden teilweise oder vollständig von den Krankenkassen übernommen.
Denn die Pflege eines Angehörigen kann anstrengend sein, sogar unbemerkt über die physischen und psychischen Grenzen hinausgehen. „Nicht-Abschalten-Können“! Wenn so viele Belastungen auf einem Menschen treffen, kann daraus schnell eine Überlastung entstehen!
Anzeichen von Überlastung:
- Gereiztheit
- Aggressive Gedanken und Gefühle
- Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Schwache Immunabwehr
- Sich selbst vernachlässigen
Warnsignale:
- Rücken-, Gelenk- und Kopfschmerzen
- Magenbeschwerden
- Bluthochdruck
Ignorieren Sie auf keinen Fall die Anzeichen und nehmen sie die zahlreichen Angebote wahr, wie:
- Angehörigentreffs
- Erzählcafés
- Selbsthilfegruppen
- Seelsorge
- Telefonseelsorge
- Sprechen Sie ggf. mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin über die Notwendigkeit einer Psychotherapie – es tut gut, sich etwas von der Seele zu reden