Barrierefrei und aktiv: Mit dem Rollstuhl in der Stadt unterwegs
Hochrechnungen zufolge sind in Deutschland ca. 1,6 Millionen Menschen auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Mehrheit von ihnen möchte ihren Alltag natürlich aktiv und selbstständig gestalten. Gleichzeitig hat sich über die Jahre auch das öffentliche Leben immer mehr an die Bedürfnisse von Menschen angepasst, die mit körperlichen Einschränkungen leben. Ob öffentliche Gebäude oder Bahnhöfe – unter dem Begriff „Barrierefreiheit“ wurden Rampen und Fahrstühle gebaut, Gänge und Türen verbreitert und vieles mehr.
Trotzdem gibt es für Menschen mit körperlichen Behinderungen nach wie vor Stolpersteine im öffentlichen Leben, da es leider auch immer noch genügend Orte gibt, die noch nicht barrierefrei sind. Neben Hilfen durch Apps und Websites erleichtert natürlich auch die Wahl des richtigen Rollstuhls die selbstständige Bewegung in der Stadt.
Deshalb geben wir im Folgenden ein paar Tipps, die einem die Bewegung in der Stadt mit Rollstuhl erleichtern.
Tipps für einen barrierefreien Ausflug mit dem Rollstuhl
1. Wheelmap.org – Die interaktive Karte für Barrierefreiheit
Die Wheelmap gibt es bereits seit 2010 und wird seitdem kontinuierlich erweitert und aktualisiert. Die Karte soll Rollstuhlfahrer*innen und Menschen mit anderen Mobilitätseinschränkungen helfen, ihren Tag planbarer zu gestalten. Aktuell sind 1 Million Cafés, Bibliotheken, Schwimmbäder und viele weitere öffentlich zugängliche Orte erfasst – die Mehrzahl davon gilt als „voll rollstuhlgerecht“. Täglich kommen über 300 neue Einträge hinzu. Mit ähnlichen Funktionen wie Google Maps kann der User selbst Eintragungen vornehmen, Fotos hochladen und Orte bewerten.
2. HandicapX - wo sind barrierefreie Toiletten in der Nähe
Jeder kennt es: Man ist unterwegs und die Blase drückt. Eine Toilette in der Nähe zu finden, ist eigentlich kein Problem. Aber ist sie auch barrierefrei? Für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen ist das im Zweifel das Ausschlusskriterium. Die App HandicapX schafft hier Abhilfe, findet barrierefreie Toiletten im Umkreis und leitet den Nutzer per GPS bis ans Ziel. Dabei funktioniert die App nicht nur in Deutschland, sondern sogar in 24 weiteren Ländern. Ideal also auch für die nächste Städtereise.
3. Plan B– barrierefreie Arztpraxen finden
Einen geeigneten Arzt zu finden, ist an sich schon nicht leicht. Hinzu kommt aber: Nicht alle Arztpraxen sind auch barrierefrei. Hier wird, auf Hamburg beschränkt, die Website Plan B aktiv: In verschiedenen Menüoptionen kann man einstellen, welche Fachrichtung gesucht wird und welche Anforderungen an die Praxis gestellt werden. So steht einem erfolgreichen Arztbesuch nichts mehr im Wege.
4. Rolling World Community – alles rund ums Leben mit Rollstuhl
Die Plattform Rolling World Community stellt Rollstuhlfahrern und deren Angehörigen spannenden Content rund um das Leben im Rollstuhl zur Verfügung. Es gibt nützliche Tipps für den Alltag, Informationen zu aktuellen Themen und die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Auch spannend und exklusiv für die Rolling World Community: der Rolli Talk, ein Podcast für Rollstuhlfahrer.
Aktiv- /Adaptivrollstuhl für maximale Selbstständigkeit
Neben den vielfältigen Unterstützungen online und per App kommt es aber natürlich auch darauf an, dass der Rollstuhl an sich darauf ausgerichtet ist, seinem Nutzer ein hohes Maß an Mobilität und Selbstständigkeit zu bieten. Er sollte leicht, wendig und robust sein, damit der Rollstuhlfahrer sich auch auf engerem Raum gut bewegen und schnell reagieren kann, wenn er z.B. einem Fußgänger oder sogar einem Auto ausweichen muss.
Hier bietet sich die Wahl eines Aktiv- oder Adaptivrollstuhls an. Dieser Rollstuhltyp lässt sich optimal an Körpermaße und Bedürfnisse des Rollstuhlnutzers anpassen, so dass ein hohes Maß an Mobilität und damit Selbstständigkeit im Alltag geboten werden kann.
Ein Aktiv- oder Adaptivrollstuhl eignet sich für Rollstuhlfahrer, die maximal mobil sein müssen und den Rollstuhl täglich nutzen, diesen aus eigener Kraft bewegen möchten und bei maximaler Aktivität eine maximale Sitztoleranz wünschen.
Aktivrollstühle bzw. Adaptivrollstühle sind leichter als Standardrollstühle, zudem haben sie einen minimierten Rollwiderstand, so dass sie vom Nutzer selbst einfacher zu bewegen sind. Je nach den individuellen Anforderungen können Nutzer zwischen einem Modell mit Starrrahmen und einem mit Faltrahmen wählen:
- Starrrahmen: Meist leichter als ein Faltrahmenmodell, dafür aber nicht zusammenklappbar, z. B. für den Transport im Auto. Optimierte Kraftübertragung durch den starren Sitzrahmen.
- Faltrahmen: Der Rahmen ist zusammenklappbar, Sitz und Rückenlehne sind aus flexiblem Material und ebenfalls faltbar bzw. abklappbar – damit ist der Faltrahmenrollstuhl praktisch, er wiegt aber mehr und muss mit etwas mehr Kraft bewegt werden als das Starrrahmenmodell.
Ein Produktbeispiel der neuesten Generation mit Starrahmen ist der Adaptivrollstuhl Nitrum des deutschen Herstellers Sunrise Medical GmbH. Er wurde entwickelt, um effizient die Energie in Vortrieb umzuwandeln, so dass der Nutzer aktiv sein kann so lange er möchte. Dabei ist der Nitrum der leichteste Rollstuhl seiner Klasse – er wiegt bei einer schon guten Ausstattung nur 7,5 kg. Trotz des niedrigen Gewichts hat der Nitrum durch seine patentierten ovalen Rahmenrohre eine hohe Rahmensteifigkeit und ist damit stabil. Dafür sorgt zudem das verwendete Material: Das hochfeste 7020 Aluminium ist speziell wärmebehandelt, so dass der Rahmen deutlich dünner und leichter ist, ohne dass seine Festigkeit und damit Belastbarkeit beeinträchtigt wird. Die Rahmensteifigkeit sorgt für eine optimierte Kraftübertragung, so dass der Rollstuhlfahrer schnell unterwegs sein kann, ohne zu großen Kraftaufwand. Dabei hilft natürlich auch das geringe Gewicht des Rollstuhls, das nicht auch noch mitbewegt werden muss.
Zudem werden Rahmenrohre, Lenkradanbindungen und das Querrohr bei Sunrise in Malsch von Hand verschweißt. Das sorgt für ein präzises Handling bei gleichzeitig niedrigem Gewicht- wichtig für die Wendigkeit auf der Straße.
Die intelligente Rückenanbindung besteht ebenfalls aus geschmiedetem Aluminium und ist sehr steif und beinahe spielfrei. Der Rückenwinkel lässt sich gleichzeitig intuitiv und schnell einstellen.
Neben der Stabilität und Leichtigkeit bietet der Nitrum außerdem eine präzise Kontrolle beim Fahren durch eine neue, patentierte Lenkradanbindung. Über einen verstärkten Mechanismus lässt sich der Lenkradgabelwinkel leicht einstellen und ist bei der Rahmenkonfiguration individuell an das eigene Fahrverhalten anpassbar.
Für ein schnelles und unkompliziertes Handling sorgt der Twist-Lock Rücken, der im Handumdrehen abklappbar und damit extrem schnell beim Verladen ist. Dabei ist er ergonomisch und sorgt für einen hohen Sitzkomfort.
Rollstuhlhersteller, aber auch die Betreiber öffentlicher Gebäude, Cafés, Restaurants und natürlich ideenreiche Inklusionsaktivisten – sie alle sorgen dafür, dass sich behinderte Menschen im öffentlichen Raum immer selbstständiger bewegen können. Damit können sie barrierefrei an vielen verschiedenen Aktivitäten teilhaben, die vorher durch Hürden nicht erreichbar waren. Und es kommen stetig weitere Lösungen hinzu, die weitere Freiheiten und mehr Teilhabe ermöglichen.
Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit der Sunrise Medical GmbH entstanden.