Praktische Gadgets für den Alltag als Rollstuhlfahrer
Wir sind überall von ihnen umgeben und nutzen sie – manchmal sind sie kompakt und handlich, manchmal hochtechnisch und innovativ. Ihr Ziel ist immer das gleiche: Sie sollen das Leben besser machen. Die Rede ist von sogenannten Gadgets, die in sämtlichen Bereichen verwendet werden und begeistern. Wir stellen Ihnen geniale Ideen vor, die mit Raffinesse und Funktionalität punkten und den Alltag gerade von Rollstuhlfahrern erleichtern können.
Unsere sechs Gadget-Tipps:
Schon gewusst? Das Wort Gadget stammt aus dem Englischen und wurde ursprünglich als Bezeichnung für Apparat, Vorrichtung oder technische Spielerei verwendet. Heute ist Gadget jedoch als Art Trendwort zu begreifen und wird in den Wörterbüchern auch mit Schnickschnack o. ä. übersetzt.
1. Smartphone-Halterungen – praktisch und sicher unterwegs
Damit das Smartphone unterwegs flexibel genutzt werden kann, sollte es stets in greif- oder sichtbarer Nähe sein. Gerade wer das Smartphone zur Navigation nutzt, möchte die Route schließlich im Blick behalten. Mit speziellen Smartphone-Halterungen für Rollstühle lassen sich die mobilen Geräte fest am Rollstuhl verankern. Gängig sind Modelle, die einem Greifarm ähneln und am Rohr des Rollstuhls angebracht werden. Die Schale, in die das Smartphone gelegt wird, sorgt für einen optimalen Halt; Höhe und Winkel sind meist anpassbar. Dass es auch anders geht, zeigt LunaLeg. Eine Smartphone-Halterung für rund 35 Euro, die um das Bein geschnallt wird. Mithilfe dieser Lösung bleiben die Hände frei. Durch die keilförmige Halterung ist der optimale Blick aufs Smartphone gegeben. Richtig innovativ in Sachen Halterung wird es mit dem Bikepad. Wie der Name schon verrät, wurde das Pad zwar eigentlich für Fahrräder entwickelt; es lässt sich aber auch an einigen Rollstühlen befestigen. Das Besondere an dem Gadget? Es funktioniert mit Nanotechnologie und besteht lediglich aus einer Metallträgerplatte mit Gummibeschichtung. Das Smartphone wird einfach auf die weichgummiartige Oberfläche gelegt und dort von winzigen Poren angesaugt. Das Vakuum, das sich dabei bildet, sorgt dafür, dass das Smartphone an Ort und Stelle bleibt.
Unser rehaVital-Tipp:
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Apps, die den Alltag mit Handicap erleichtern und praktische Funktionen bieten. Die wichtigsten davon finden Sie in unserem Artikel 10 nützliche Apps für Menschen mit Handicap.
2. e-motion – hilfreicher Greifreifenantrieb für das Extra an Schubkraft
Für alle, die immer entspannt ans Ziel kommen und ihre Gelenke und Muskeln vor Überlastung schützen möchten, wurde der e-motion der Firma Alber entwickelt: Ein Antriebssystem, welches die Kraft von Rollstuhlfahrern mit Greifreifenantrieb verstärkt und so die Fortbewegung merklich erleichtert. Die e-motion Antriebsräder lassen sich einfach über zwei Adapter mit fast allen handelsüblichen Rollstühlen kombinieren. Eingebaute Sensoren messen während der Nutzung die Anschubbewegung und stellen die passgenaue Motorkraft individuell bereit. Schon sehr wenig Kraft reicht aus, um den Rollstuhl zu fahren, zu lenken und zu bremsen. Mit 6 – 8 km/h Geschwindigkeit kommt man mit dem Antrieb richtig zügig voran und hat dank des starken Lithium-Ionen-Akkus Power für eine Reichweite bis zu 25 km. Längere Strecken, sandige Untergründe oder Steigungen sind mit diesem Gadget kein Problem mehr. Sogar beim Bremsen bergab unterstützt der e-motion seinen Benutzer – die nahezu geräuschlosen Elektromotoren machen es möglich. Damit der Antrieb aus dem Sitzen heraus ein- und ausgeschaltet werden kann, ist der e-motion mit dem Ergonomic-Control-System (ECS) und einer dazugehörigen Fernbedienung ausgestattet. Auch die Umstellung auf zwei unterschiedlich eingestellte Unterstützungsstufen für den Innen- und Außenbereich oder die Aktivierung der Rückrollverzögerung geschieht über das ECS. Der e-motion steht für Unabhängigkeit und Mobilität, damit Sie immer bereit für neue Heldentaten sind.
Unser rehaVital-Tipp:
Um herauszufinden, ob der e-motion Antrieb zu Ihnen passt, besuchen Sie doch mal Ihr Sanitätshaus und lassen Sie sich zu der Mobilitätshilfe beraten. Haben Sie sich für das Hilfsmittel entschieden, wenden Sie sich im nächsten Schritt an Ihren Hausarzt. Er stellt Ihnen ein Rezept mit entsprechender Produktbezeichnung aus. Das Sanitätshaus kümmert sich anschließend um einen Kostenvoranschlag und reicht diesen bei der Krankenkasse ein. Genehmigt die Krankenkasse das Hilfsmittel, ist für gesetzlich Versicherte eine Zuzahlung von 10 % der Kosten zu leisten, maximal jedoch 10 Euro. Konkret bedeutet das: auch wenn Ihr Hilfsmittel weit über 1.000 Euro kostet, zahlen Sie selbst nur 10 Euro.
3. Leuchtmittel – auffallen, aber sicher!
Sehen und gesehen werden – beides ist wichtig, wenn man mit dem Rollstuhl unterwegs ist. Katzenaugen und reflektierende Elemente sind ein Anfang, doch für Rollstuhlfahrer gibt es noch weitere attraktive Lösungen, die für Licht und gleichzeitig Sicherheit sorgen. Denkbar wären bunte, auffallende Speichenlichter, wie z. B. von den Firmen Monkey Light oder Hokey Spokes Lights. Die LEDs zaubern ab 15 km/h verschiedenste Motive auf die Räder und sind deshalb insbesondere für Rollstuhlsportler geeignet. Es gibt aber auch Radbeleuchtungen, wie z. B. von SpeichenLicht, die keine Drehung des Rades erfordern. Die hellen LEDs des Unternehmens sind wetterfest, in fünf Farben erhältlich und lassen sich einfach ein- und ausschalten. Wer gerne bastelt und tüftelt, kann sich modische LED-Lichter auch selbst zusammenbauen. Das Team von MADE FOR MY WHEELCHAIR – ein Projekt, das von Makea Industries GmbH, dem Fab Lab Berlin und be able e.V. ins Leben gerufen wurde – besteht aus Rollstuhlnutzern, Technikern und Designern, die gemeinsam Open-Source-Produkte erfinden. Open Lights ist das erste Produktset des Teams, das in die Tat umgesetzt wurde. Das Set besteht aus zwei Scheinwerfern, die vorne am Rollstuhl angebracht werden, einer Unterbodenbeleuchtung und einem runden Rücklicht. Durch die Open-Source-Anleitung (= öffentliche Anleitung, die kostenlos zur Verfügung gestellt wird und verändert werden kann) ist das Nachbauen der Lichter ein Klacks. Die Kosten der Materialien belaufen sich auf weniger als 20 Euro.
Unser rehaVital-Tipp:
Geräte, mit denen die Open Lights gebaut werden können, finden sich in größeren Städten oft in sogenannten FabLabs. Die offenen Werkstätten stellen Privatpersonen 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Fräsen u. Ä. zur Verfügung.
4. Elektronische Türschlösser – Türen öffnen wie von Zauberhand
Oft genug passiert es, dass der Schlüssel herunterfällt und von Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ohne fremde Hilfe nur schwer oder gar nicht aufgehoben werden kann. Rollstuhlfahrer, die mit einer eingeschränkten Handfunktion leben, kennen sicher auch den regelmäßigen Kampf mit dem Schlüssel, der sich einfach nicht im Schlüsselloch drehen will. Die einzige, dauerhafte Lösung scheint da nur der Einbau einer teuren elektronischen Tür zu sein. Doch es geht auch anders: mit intelligenten Türschlössern gehört umständliches Auf- und Zusperren der Vergangenheit an! Es reicht, das Smartphone zu zücken oder der elektronischen Nachrüstlösung per Sprachaufforderung einen Befehl zu erteilen. Google, Alexa oder Siri kümmern sich um den Rest. Anbieter für intelligente Türschlösser gibt es viele. Sie reichen von ABUS, dem bekannten Hersteller für Sicherheitstechnik, bis hin zu kleineren Start-ups, wie Nuki Home Solutions. In der Regel geschieht die Montage der elektronischen Nachrüstlösungen selbstständig, schnell und ohne Bohren. Die Türschlösser verbinden sich per Bluetooth oder WLAN mit dem Smartphone und lassen sich anschließend ganz bequem über die mobilen Endgeräte steuern. Je nach Anbieter können Rollstuhlfahrer auch auf einen elektrischen Türöffner verzichten, da Smartlock-Systeme mit dem Vorgang des Aufschließens optional auch den Türschnapper auslösen. Die Haustür springt automatisch auf, sodass sie ganz einfach aufgeschoben werden kann. Ein weiteres Highlight: Die Möglichkeit, festzulegen, welche Personen einmalig, regelmäßig oder immer Zutritt erhalten!
5. MOTOmed – Heimtraining für Arme und Beine
Bewegung ist wichtig für Körper und Geist, das ist kein Humbug, sondern längst medizinisch belegt. Damit sich auch Rollstuhlfahrer fit und aktiv halten können, wurde der MOTOmed entwickelt. Ein Gerät, welches das selbständige Training der Arme und Beine von zu Hause aus möglich macht und das körperliche Wohlbefinden verbessert. Mit dem MOTOmed werden Folgeerkrankungen durch Bewegungsmangel gemindert, die Bein-, Arm- und Oberkörpermuskulatur gekräftigt und das Herz-/Kreislaufsystem gestärkt. Zusätzlich lassen sich Verkrampfungen reduzieren und Restmuskelkräfte bei inkompletter Lähmung aktivieren. Der MOTOmed ist vielseitig einsetzbar und wird durch verschiedene Einstellungen und Ausstattungsdetails perfekt an die persönliche körperliche Situation angepasst. Das Arm- und Beintraining mit dem MOTOmed erfolgt motorbetrieben, mit Unterstützung des Motors oder mit eigener Muskelkraft – die Anwendung ist simpel: Vor dem Beintraining legt der Nutzer die Beine nacheinander in die Sicherheitsfußschalen und fixiert sie. Anschließend startet er das Programm und genießt bei passiver oder unterstützender Einstellung die geführte runde Bewegung, bei der die Gelenke und Muskeln gelockert werden. Tritt eine Spastik ein, stoppt das Programm automatisch und läuft danach sanft mit Richtungswechsel wieder an. Möchte man die Arme trainieren, wird das Gerät mit nur einem Handgriff umgestellt. Die Geschwindigkeit der Bewegung lässt sich stufenweise festlegen. Rückmeldungen während und nach dem Training liefern interessante Infos und begünstigen den Therapieerfolg.
Unser rehaVital-Tipp:
Hat Ihr Arzt die medizinische Notwendigkeit des Hilfsmittels festgestellt, kann ein Antrag zur Kostenerstattung bei der Krankenkasse eingereicht werden. Für Selbstzahler bietet der Hersteller RECK-Technik auch verschiedene Miet-, Kauf- und Finanzierungsangebote für den MOTOmed an.
6. Hickies, Leazy und Co. – nie wieder Schuhe binden
Auch wenn das Lieblingspaar Schuhe noch so schön ist - hat es Schnürsenkel, macht das Anziehen oft keinen Spaß. Noch dazu können lose Schnürsenkel sogar zur Gefahr werden, sollten sie sich z. B. im Rollstuhl verheddern. Zum Glück gibt es heute kleine geniale Schuhgadgets auf dem Markt, mit denen das Schuhebinden schnell der Vergangenheit angehört. Herkömmliche Schnürsenkel werden einfach ersetzt! Beispielsweise mit elastischen Gummibändern der Marke Hickies, die in verschiedenen Farben angeboten werden und bei allen Arten von Schuhen mit Ösen verwendet werden können. Da sie sich optisch von normalen Schnürsenkeln abheben, sind sie auf jeden Fall Hingucker. Für alle, die eine unauffälligere Variante bevorzugen, kommen Gummibänder der Marke Leazy infrage, die optisch kaum von konventionellen Schnürsenkeln zu unterscheiden sind. Sie werden wie gewohnt eingefädelt und an der letzten Öse mit einem Widerhaken befestigt.
Unser rehaVital-Tipp:
Eine große Auswahl an Anziehhilfen für Schuhe, Socken und Strümpfe finden Sie auch in unseren Sanitätshäusern. Unsere Mitarbeiter beraten Sie gerne und empfehlen Ihnen Produkte, die Sie selbständig zu Hause nutzen können.